(geb. 1986) studierte von 2005 bis 2008 Chemie und Biochemie an der LMU in München. Danach ging er als Fulbright Fellow an die University of California in Berkeley für ein kombiniertes Master- und PhD-Programm in Neurowissenschaften. Seine Dissertation mit dem Titel “Vision restoration in animal models of human blindness using natural and engineered light-gated receptors” erarbeitete er von 2009 bis 2015 in den Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Ehud Isacoff und Prof. Dr. John Flannery. Seit Oktober 2015 forscht er in der Neurobiophysik am Department Biosysteme der ETH Zürich.
In seinem Beitrag „Wenn blinde Menschen sehen lernen“ stellt Benjamin Gaub zwei Ansätze zur Therapie blinder Menschen vor: mit Hilfe von Echoortung und durch genetische Neuprogrammierung von Nervenzellen. Bei der Echoortung werden akustische Signale eingesetzt, die dem Blinden dann mit Hilfe von Ultraschall die Orientierung ermöglichen. Hierzu hat Benjamin Gaub einen Prototypen gebaut. Sein zweiter Therapieansatz hat das Ziel, den Sehsinn wiederherzustellen. Bei blinden Mäusen gelang es ihm, biochemische Lichtschalter in die Netzhaut einzubauen, mit denen die Tiere Lichtsignale und bewegte Muster wiedererkennen, verarbeiten und verstehen konnten.
Dr. Benjamin Gaub im Gespräch
Wie kamen Sie auf das Thema Blindheit?
Das kommt daher, dass mich insbesondere zwei Bereiche faszinieren. Das eine sind die Sinnesorgane des Menschen und die Frage, wie das Gehirn die komplexen Eindrücke der Welt aufnimmt und verarbeitet. Das andere ist die Wiederherstellung dieser Sinne durch die Medizin. Wenn man versucht, ein sensorisches System zu reparieren, dann müssen die Grundlagen dazu schon relativ gut erforscht sein, und genau das ist beim Sehsinn der Fall.
Wie geht es mit der Gentherapie zur Behandlung von Blindheit weiter, die Sie entwickelt haben?
Die Lizenzen für das Patent wurden gerade von einer Firma aus Amerika gekauft. Sie werden versuchen, unseren Therapieansatz auf den Markt zu bringen. Was ich an Mäusen erforscht habe, wird in den nächsten Jahren in Rahmen von klinischen Studien am Menschen getestet. Mit ein bisschen Glück könnte meine Forschung dann dazu beigetragen haben, dass manche Menschen wirklich wieder sehen könnten. Das würde mich von ganzem Herzen freuen.
Sie haben an der Berkeley University in San Francisco promoviert. Warum sind Sie nicht in den USA geblieben?
Mich hat es einfach wieder zurück nach Europa gezogen. Hier sind meine Wurzeln. Außerdem hat mich die Schweiz mit tollen Stellenangeboten gelockt und ich hatte mal wieder Lust auf einen Tapetenwechsel. Solange ich jung und mobil bin, will ich noch einiges kennenlernen. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, später zurück nach Kalifornien zu gehen, denn wie die Eagles in ihrem Song „Hotel California“ treffend feststellen: „you can check out anytime you like, but you can never leave“.
Hier können Sie Dr. Benjamin Gaubs Preisträgerbeitrag lesen.